Das Centre for Digital Music Documentation (CDMD) bildet eine fachliche Anlaufstelle für alle digitalen Aspekte von musikwissenschaftlichen Vorhaben im Akademienprogramm, dem von Bund und Ländern geförderten Forschungsprogramm der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften. Es wird seit 2021 kontinuierlich aufgebaut und ist in seinen Arbeitsschwerpunkten klar fokussiert auf Prozesse, Technologien und Infrastrukturen im Kontext der digitalen Transformation der musikwissenschaftlichen Grundlagenforschung. Das CDMD agiert dabei in enger Kooperation mit dem Konsortium NFDI4Culture in der nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), dem Zentrum Musik – Edition – Medien (ZenMEM) der Universität Paderborn, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) und anderen im Kontext der digitalen Musikwissenschaft engagierten Infrastruktur- und Gedächtnisinstitutionen. Durch die direkte Anbindung an die Digitale Akademie, die bereits seit 2009 an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz als Forschungsabteilung für Digital Humanities existiert, kann auf einen langjährigen Erfahrungsschatz im Umgang mit digitalen Forschungsmethoden und -technologien zurückgegriffen werden. Im engen Austausch wird am CDMD ein Schwerpunkt für den Transfer von musikwissenschaftlichen Forschungsdaten ins Digitale aufgebaut. Besondere Schwerpunkte liegen dabei im Aufbau von langfristigen und nachhaltigen Infrastrukturservices, der digitalen Aufbereitung und Modellierung von Forschungsdaten nach bestimmten Qualitäts- und Nachhaltigkeitskriterien und deren Langzeitverfügbarkeit.

Im CDMD arbeitet ein disziplinen- und spartenübergreifendes Team gemeinsam mit Partnereinrichtungen und in Projektkooperationen an jeweils passgenauen Lösungen und Infrastrukturen in folgenden Bereichen:

  • Digitale Werkverzeichnisse (Migrationsverfahren, Konzeptionierung, technische Koordination/(Weiter-)Entwicklung),
  • Metadaten in Forschungskontexten digitaler Musikwissenschaft,
  • Datenmodellierung,
  • Transformation und Qualitätsprüfung von Musik-Incipits,
  • (Forschungs)datenmanagement,
  • Dokumentation und
  • Best Practice Empfehlungen.


Schwerpunkt Digitale Werkverzeichnisse

MerMEIding to the future

Das von der DFG geförderte Projekt "MerMEIding to the future – Ein Community-basiertes Nachhaltigkeitsvorhaben für qualitativ hochwertige Metadaten in der digitalen Musikwissenschaft" zielt auf die Weiterentwicklung des in der digitalen Musikwissenschaft etablierten Metadateneditors MerMEId (Metadata Editor and Repository for MEI data). Das dreijährige Projekt befasst sich mit Weiterentwicklungen in den Bereichen des Backends, Frontends und der Dokumentation des Tools. Insbesondere wird eine stärkere Modularisierung angestrebt, um eine flexiblere Nutzung in verschiedenen Kontexten und Anwendungsfällen mit der Möglichkeit von Anpassungen und Individualisierungen zu erreichen. Durch Implementierung von Schnittstellen wird zudem die Konnektivität der MerMEId erhöht. Weiterführende Informationen zum Tool finden sich hier. Die Entwicklung erfolgt Community-basiert via GitHub.

Joseph Haydn Werkverzeichnis online

Gemeinsam mit Kolleg:innen vom Joseph Haydn-Institut wurde die Datengrundlage für ein digitales Joseph Haydn Werkverzeichnis erarbeitet. Die Datengrundlage geht auf die seit 1955 geführte Stammkartei des Instituts zurück, die im Lauf der letzten Jahre vollständig digitalisiert wurde. Neben anderen Projekten, mit denen die Mitarbeiter:innen des CDMDs in regelmäßigem Austausch stehen, wird hier ein Beitrag zu künftigen Komponist:innen-Werkverzeichnissen in digitalem Format geleistet.

Wege zu Telemann

Mit Mitarbeiter:innen des Zentrums für Telemann-Pflege und -Forschung in Magdeburg wurde in einem einjährigen Projekt an den Grundlagen eines digitalen Telemann-Werkverzeichnis gearbeitet. Dabei standen einerseits vertiefte Anforderungsanalysen anhand von User-Stories, andererseits die Entwicklung und Weiterentwicklung anschlussfähiger und damit nachhaltiger Datenschemata im Zentrum. Exemplarisch sollten zunächst hochwertige Werkdaten zu einem Kantatenjahrgang Telemanns, dem Musikalischen Lob Gottes (MLG), veröffentlicht werden, die in einem Werkverzeichnis-Prototypen nun bereits zur Verfügung stehen. Das digitale Telemann-Werkverzeichnis wird vom CDMD betreut und von der AdW | Mainz gehostet.


Projekte

Schuberts "Die Winterreise" & Dietrich Fischer-Dieskau"

Das von der Fritz Thyssen Stiftung ab Juli 2024 geförderte Projekt "Creating Schubert's Die Winterreise in Performance with Dietrich Fischer-Dieskau" entwickelt Methoden zur Analyse klassischer Gesangsaufführungen, indem es Dietrich Fischer-Dieskaus Aufnahmen von Franz Schuberts "Die Winterreise" als Textgrundlage heranzieht, mit besonderem Blick auf 1.) Audiodatenanalyse von Fischer-Dieskaus eigener kreativer, technischer und interpretatorischer Entwicklung im Laufe seiner aufgenommenen Aufführungen (1948–1990) und 2.) den Begriff der Kohäsion über die Gesamtheit des Zyklus, wie er in diesem Korpus aufgenommener Aufführungen zum Ausdruck kommt. Dieses Projekt versucht herauszufinden, wie Dietrich Fischer-Dieskaus zahlreiche Einspielungen von Franz Schuberts "Die Winterreise" und der Diskurs darüber zu den modernen Vorstellungen von Interpreten, Wissenschaftlern, Pädagogen und Publikum über den Liederzyklus als ein einheitliches „Werk“ beigetragen haben.

data4M

Gemeinsam mit dem ZenMEM wurde eine systematische Erhebung zum Thema Forschungsdatenmanagement in musikbezogenen Projekten durchgeführt. Erfasst wurden zunächst Projekte im Akademienprogramm. Im Ergebnis ist eine valide Datengrundlage als Ausgangsbasis für die passgenaue Entwicklung und Weiterentwicklung von fachspezifischen Infrastruktur- und Serviceangeboten im Bereich Forschungsdaten entstanden.

Data Quality in RISM

In einem Kooperationsprojekt mit der SLUB im Rahmen der Aktivitäten von Task Area 2 (Standards, data quality and curation) in NFDI4Culture und mit den Kolleg:innen von RISM (RISM Editorial Center und RISM Digital Center) arbeitet das CDMD daran mit, die derzeit ca. 2 Millionen Musik-Incipits des internationalen Quellenlexikons der Musik zu analysieren und sofern nötig zu korrigieren. Insbesondere geht es dabei um die Identifikation von Fehlern, die mittels technischer Verfahren korrigiert werden können. Diese werden ausgeführt und händische Korrekturen vorbereitet. Eine Kurzbeschreibung des Projekts findet sich auf der Website des RISM Editorial Centers.

Copyrights, CARE and African Music Archives

Ifeas, CEDITRAA, UB Mainz, NFDI4Culture und CDMD haben gemeinsam einen Workshop durchgeführt. Expert:innen aus Afrika, Europa und den Vereinigten Staaten haben darin ausgehend vom Bestand des Mainzer Archivs der Musik Afrikas diskutiert, wie Zugang zu dieser (und vergleichbaren Sammlungen) unter Wahrung und Ausgleich verschiedener Interessen möglich gemacht werden kann.


Team

Dr. Kristina Richts-Matthaei

ist Musikwissenschaftlerin und Bibliotheks- und Informationswissenschaftlerin. Sie leitet das CDMD seit Januar 2024. [Website, ORCID]

Tina Krings M.A.

ist Musikwissenschaftlerin mit großer Erfahrung im Wissenschaftsmanagement und unterstützt das CDMD bei der Koordination und als Verbindung zur Projektverwaltung der Akademie. [Website]

Dr. Carlo Licciulli

ist Teilchenphysiker, Glaziologe und Musiker. Er arbeitet am CDMD als Data Analyst, Developer und Modellierer. [Website, ORCID]

Dr. Joshua Neumann

ist Musikwissenschaftler, Musiker und Datenenthusiast. Er ist aktuell assoziiertes Mitglied des CDMDs, wird aber ab Juli 2024 mit einem eigenen Projekt wieder Teil des Teams werden. [Website, ORCID]

Annabella Schmitz

unterstützt das CDMD als Trainee. [Website, ORCID]


Kontakt: cdmd@adwmainz.de